Radio - So hat alles angefangen
Vielleicht hast du ein Radio in deinem Zimmer? Wenn nicht, haben deine Eltern sicherlich eins oder auch mehrere - in Wohnzimmer, Küche und Bad. Und natürlich im Auto. Das Radio einzuschalten ist für uns heute ganz selbstverständlich. Noch vor nicht einmal hundert Jahren war aber das etwas Besonderes. Eigentlich wurde der Rundfunk damals gar nicht dafür erfunden, um einfach so Radio zu hören.
1886 hat der Physiker Heinrich Hertz die elektromagnetischen Wellen entdeckt, die Radiowellen also. Aus dieser Entdeckung ist eine neue Technik entstanden: Man konnte damit eine Nachricht an möglichst viele Empfänger gleichzeitig weiterleiten, und das, ohne dafür wie fürs Telefon Drähte oder Kabel zu brauchen. Das alles war besonders für das Militär interessant und schon während des Ersten Weltkrieges 1917 wurde mit dieser neuen Technik experimentiert.
29. Oktober 1923: Die erste deutsche Radiosendung wurde aus Berlin gesendet. Die Deutsche Stunde dauerte genau eine Stunde und alle Musikstücke wurden live gespielt. In den USA und Großbritannien gab es schon ein bisschen länger Rundfunk zur Unterhaltung. In Deutschland war man anfangs skeptisch und fragte sich, ob die Menschen mit dieser neuen Technik wohl umgehen können.
Radio sollte bilden und unterhalten und sehr bald kam das Radiohören so richtig in Mode. Konzerte, Opern, wissenschaftliche Vorträge, Sprachkurse, Hörspiele, Sportsendungen und bunte Abende wurden gesendet, aber auch Nachrichten, Zeitansagen und Wetterberichte - und das an immer mehr Stunden am Tag. Wer Rundfunk empfangen wollte, musste sein Gerät bei der Post anmelden und die Erlaubnis bekommen, ein Radio zu kaufen und zu benutzen. Gesendet wurde bald nicht nur aus Berlin, sondern von neun verschiedenen Gesellschaften in ganz Deutschland. Firmen, die Radiogeräte herstellen wollten, brauchten auch eine offizielle Erlaubnis.
Nicht jeder konnte sich eines der ersten Radiogeräte leisten, die waren richtig teuer. Viele bauten sich die Geräte deshalb selbst. Und nur wenige Menschen bezahlten Rundfunkgebühren: Zur allerersten Sendung gab es keinen einzigen zahlenden Hörer, drei Monate später waren es nur 467. Die Schwarzhörer wurden "Zaungäste" genannt. Man konnte sich die Sendungen übrigens auch in speziellen Radio- und Opem-Hörstuben anhören.
Im August 1932 wurde auf der Berliner F unkausstellung das erste Autoradio Europas vorgestellt: der Autosuper 5, kurz AS 5, von der Firma Blaupunkt. Das war eine große schwarze Box, die fünfzehn Kilogramm wog. Der Autosuper 5 hatte eine Fernbedienung und einen Lautsprecher. Dieses Autoradio war übrigens echter Luxus: Es kostete so viel, dass man für drei solche Autoradios ein Auto kaufen konnte. Deswegen wurden von diesem Gerät auch nur ungefähr vierhundert Stück verkauft. Heute dagegen gibt es in fast jedem Auto ein Autoradio.
Warum wurde das Radiohören in Deutschland später populär als in den USA?
AWeil man nicht sicher war, ob Deutsche das Gerät richtig benutzen können.
BWeil alle Sendungen damals in Deutschland live übertragen wurden.
CWeil der Zeitvertreib der Deutschen auch ohne Radiohören interessant war.
DWeil die gesendeten Musikstücke wenigen Radiohörem gefallen haben.