Ich lebe jetzt langsamer
Die Vietnamesin Mai Nguyen erzählt über ihren Start in Deutschland.
Mein erster Eindruck von Deutschland war: Die Natur hier ist fantastisch. Überall gibt es viele Bäume und große Grünflächen. Eigentlich habe ich von einem Industrieland das Gegenteil erwartet. Aber so war es, als ich im Sommer 2017 meinen Freund besucht habe. Zwei Jahre Fernbeziehung konnten mich überzeugen, meinen Job als Juristin beim Justizministerium zu kündigen und zu diesem Mann zu ziehen. Mein Leben hat sich total geändert. Aber ich habe auch viele schöne Erfahrungen gemacht. Die Natur genieße ich hier sehr.
Geboren und aufgewachsen bin ich in Hanoi, der schönen, aber auch vollen Hauptstadt in Vietnam. In einer größeren Stadt ist man meistens in Eile. Spazieren gegangen bin ich nur selten. Das ist in Hanoi auch schwierig. Es gibt zwar viele Fußgänger, aber sie müssen immer wegen der Motorräder aufpassen. Außerdem gibt es nicht genug Bäume. Die Luftqualität ist auch ein großes Problem.
Ganz anders ist es in Markt Schwaben: An meinem neuen Wohnort ist die Natur perfekt. Hier muss man einfach nur hinausgehen und schon steht einem die Natur zur Verfügung. Es gibt einen Wald, der auch ein Naturschutzgebiet ist. Manchmal kann man auch Rehe oder Hasen sehen. Spazierengehen bei schönem Sonnenschein, im Wald die frische Luft atmen und die Tiere in der freien Natur sehen – mehr brauche ich wirklich nicht. Da gefällt es mir.
Seit mehr als zwei Jahren bin ich in Deutschland. Im ersten Jahr habe ich nur Deutsch gelernt. Das brauche ich, um Übersetzerin und Dolmetscherin zu werden. Ich wusste aber nicht, was es in Markt Schwaben alles gibt. Jeden Tag bin ich nach München zum Deutschkurs und in die Bibliothek gefahren. Wenn ich nach Hause kam, war es schon dunkel.
Dann kam die Pandemie. Zuerst war ich unsicher: Funktioniert mein Plan, noch einmal zu studieren? Aber dann habe ich verstanden, dass ich die Situation akzeptieren muss. Ich lebe jetzt langsamer und genieße mehr. Lesen im Wald ist meine Lieblingsbeschäftigung. Bei schönem Wetter machen mein Mann und ich Fahrradtouren in der Umgebung. Eigentlich braucht man nicht viel, um glücklich zu sein.
Womit beschäftigte sich Mai Nguyen nach ihrer Ankunft in Deutschland?
ASie hat einen Deutschkurs besucht, um später einen neuen Beruf zu lernen.
BSie hat sofort ihren neuen Wohnort näher kennen gelernt.
CSie musste täglich nach München zur Arbeit fahren.
DSie hat als Übersetzerin von Zuhause aus gearbeitet.