Mit Worten malen
Einige Orte ın Deutschland engagıeren Schriftsteller, die mıt Worten und Kunst ıhre Stadt beschreiben — den Alltag genauso wıe dıe Besonderheiten.
Er war zuletzt der “Hamburger Gast” — Schriftsteller Stephan Roiss. Der Österreicher war im vergangenen Jahr der Stadtschreiber von Hamburg. Meist saß er ın einem Café ın einem belebten Viertel und beobachtete dıe Menschen. Schnell kam er mit anderen ins Gespräch und hörte vıele Geschichten. Abends konnte man ıhn auch in einem Theater auf St. Paulı treffen. Das Theater-Foyer war eine Zeit lang sein Büro. “Ich konnte Hamburg hier gut kennen lernen”, erzählt Roiss. “Ich hatte viele Ideen und Einfälle.”
Roıss nahm an einem Wettbewerb teil, um Stadtschreiber zu werden. Er bewarb sıch mit einer Kurzgeschichte über einen Ausflug ans Meer. Diese Geschichte überzeugte dıe Jury. Deshalb konnte Roiss drei Monate in Hamburg wohnen und arbeiten — zeitweise auch ın einem Schloss und ım Hamburger Hafen.
Stadtschreiber ist eigentlich heute kein Berufmehr. Aber ım Mittelalter konnten viele Menschen nicht lesen und schreiben. Der Stadtschreiber half ıhnen beim Schreiben von Briefen oder las Dokumente vor. Außerdem schrieb er auf, was ın der Stadt passierte: Feuer, wirtschaftliche Entwicklungen, Kriege, Rittertourniere, Kurioses.
Die neuen Stadtschreiber gibt es seit den 70er Jahren. Auch sıe sollen zeigen, was ın einer Stadt los ıst — allerdings nıcht nur als Dokumentation. Die Stadtschreiber von heute sollen etwas Persönliches, Individuelles aufschreiben. Sıe sollen ihre ganz eigene Perspektive auf den Ort beschreiben und mit Worten eın Bild der Stadt malen. Am Ende entsteht daraus eine besondere Chronik. Für ıhre Arbeit haben sıe in manchen Orten zwei Monate Zeit. In anderen Orten dürfen sıe eın halbes oder sogar ein Jahr schreiben. Die Städte engagieren dafür entweder Anfänger oder sehr bekannte Schriftsteller. Jedes Jahr kommt eın anderer. In Dresden wurde zum Beispiel ın diesem Jahr Kurt Drawert Stadtschreiber. Er hat bereits viele Preise gewonnen und ist sehr angesehen. Manche nennen seine Gedichte, Bücher, Dramen und Esseys “sprachgewaltig”, weil er so eindrucksvoll schreibt. Kurt Drawert ist ın Dresden aufgewachsen. Er will nun seine Jugend und die Gegenwart vergleichen. Dafür will er heute vieles noch einmal so wıe früher machen (z.B. seın Lieblingscafé besuchen, ım Stadtpark spazieren gehen usw.) und dabei sehen, was sich verändert hat. Diese Veränderungen will er beschreiben. “Das wäre etwas, was mich interessiert”, sagte er einer Zeitung.
Wie hat Stephan Roiss ım Wettbewerb für Stadtschreiber von Hamburg gewonnen?
AEr konnte die Stadt am besten beschreiben, weıl er dort einmal gewohnt hat.
BSeine Kurzgeschichte über den Hamburger Hafen hat die Jury beeindruckt.
CEr hat zum Wettbewerb seine früher geschriebene Kurzgeschichte geschickt.
DEr hat mıt einer Kurzgeschichte über sein Leben ım Schloss gewonnen.